Der Altväter Seufzen

Gleich wie der Hirsch zum Wasserquell,
Wenn er getroffen, eilet schnell,
So ruft der lieben Väter Brunst
Von Alter her und nicht umsunst,
Es wolle kommen Jesus Christ,
Der ihr und unser Heiland ist.

Ihr Himmel tauet doch herab
Die längst von Gott verheißne Gab,
Ihr Wolken, regnet dieser Zeit
Den Lehrer der Gerechtigkeit;
Du grüne Erde, tu dich auf
Und gieb den Heiland uns herauf.

Ach Gott, zerreiß der Himmel Zelt
Und steig herab zu dieser Welt,
Schick uns, o Herr, das Lämmlein wert,
Das walten soll der ganzen Erd,
In dessen Blut die Schuld der Welt
Dir wegzunehmen wohlgefällt.

Den Helden sende, dessen Fuß
Der Schlange Kopf zertreten muss,
Zerstören soll des Teufels Reich,
Uns deinen Engeln machen gleich,
Damit in ihm gesegnet wird,
Das Volk zumal auf dieser Erd.

Schick ihn herab, den Abraham
Zu schauen große Freud gewann,
den Isak auf dem Felde sieht,
Als er dahin zu beten zieht,
Auf welchen Jakob warten will,
Als er der Kinder segnet viel.

Herr, send ihn, den du senden willt,
Schick deinem Volk, o Vater mild,
Ihn, der von Teufel, Sünd und Tod
Erlösung bringt in großer Not,
Zerreißt all unsrer Ketten Band
Und führt uns ins gelobte Land.

O Weisheit, die du kommen bist
Vom Mund des Höchsten jeder Frist,
Du streckst dich von End zu End;
Wir flehn, behend dich zu uns wend;
Du ordnest Alles löblich an:
Komm führ uns auf der Weisheit Bahn.

O Adonai, starker Gott,
Der auf dem Berg gab sein Gebot
Und Moisi entgegenkam
Im Busch, der flammt und nicht verbrann,
Komm, hilf mit ausgestrecktem Arm:
O Gott vom Himmel dich erbarm!

O Wurzel Jesse, Jesu Christ,
Ein Zeichen aller Heiden bist
Uns anzubeten hingestellt,
Vor dem der König niederfällt,
Komm ohne Weilen und Verzug:
Ohne dich zum Reich hat Keiner Fug.

O Schlüssel Davids, komm herbei,
Des Hauses Israels Seepter sei,
Der ausschließt, dass kein Sperren frommt,
Und sperrt, dass Niemand öffnen kommt:
Führ die Gefangnen aus dem Hus,
Das voller Finsternis und Graus.

O aufgehender Morgenglanz,
Des ew´gen Lichtes Ehrenkranz,
Komm, Sonne der Gerechtigkeit,
Erleucht uns aus Barmherzigkeit,
Bedenk auch deiner Kinder Not,
Die noch in Schatten hält der Tod.

Erwünschter König Israel,
Komm sei mit uns, Emanuel,
Der Heiden Heiland komm herbei,
Dass Gott und Mensch auch bei uns sei.
O göttlich Wort, vom Himmel fließ,
Dich in die keusche Mutter gieß.


Deutsche Weihnachtslieder, eine Festgabe – Verlag T. O. Weigel, Leipzig, 1859
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