Hymne

Hymne im Jahre 1794 in das Koppenbuch des Riesengebirges geschrieben.

Gedicht von Johann Christian Mikan.

Der in den Donnern rollt, der in den Blüten lacht,
Der sich im Moose zeigt und in der Palmen Pracht,
Der in der Biene summt, der in dem Adler schwebt,
Der aus dem Meeresgrund die Felsenwand erhebt,
Der die Gestirne lenkt, die Sonne hat entzündet,
Der einst den kleinsten Wurm so wie den Seraph*) findet:
Der gab mir Kraft und Mut, auf steiler Berge Rücken
Einher zu geh´n; ließ mich der Schöpfung Wunder blicken,
Ließ mich durchspäh´n das Tal, den Wald, die Kluft, die Auen,
Um, was da grünt und blüht und lebt und webt, zu schauen.
Herr! laß in meiner Brust sich Dankgefühl entzünden!
Wie groß ist deine Huld! – sie wird kein Mensch ergründen.
Dank dir! – Wird einst die Zeit auch meinen Leib zerstören,
So laß mich – nährer Dir – der Welten Einklang hören.

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* Nach dem Alten Testament: Engel der Anbetung mit sechs Flügeln (und der Gestalt einer Schlange)

(Quelle: Kinder meiner Laune, Johann Christian Mikan, Prag, 1833