Sommerabend – ein Gedicht von Richard Dehmel.
Klar ruhn die Lüfte auf der weiten Flur,
fern dampft der See, das hohe Röhricht flimmert,
im Schilf verglüht die letzte Sonnenspur,
ein blasses Wölkchen rötet sich und schimmert.
Vom Wiesengrunde kommt ein Glockenton,
der Hirte sammelt seine satte Herde,
im stillen Walde steht die Dämmerung schon,
ein Duft von Tau entweicht der warmen Erde.
Im jungen Roggen rüht sich nicht ein Halm,
die Glocke schweigt, wie aus der Welt geschieden,
nur noch die Grillen geigen ihren Psalm,
so sei doch froh, mein Herz, in all dem Frieden!
(Quelle: Kompaß – ein Lesewerk, Ferdinand Schöningh, Paderborn, 1965)
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