Das erfrorene Vögelein – ein Gedicht von Victor Blüthgen.
Lag ein graugelb Vögelein
über dem weißen Schnee,
fest geschlossen die Augen klein,
Beinchen in die Höh.
Sprangen lustig vom Dorf herbei
Kinder mit ihrem Hund,
standen auf einmal still die drei
vor dem Vogel im Grund.
Hob das Mädchen ihn auf vom Schnee,
traurig des Köpfchen hing.
Tat den beiden das Herzchen weh,
sprachen: „Das arme Ding!“
Fand schon lange kein Körnchen mehr,
alles so dick verschneit!
Wenn´s zu uns gekommen wär!
Hätten ihm gerne gestreut.“
Trugen sie´s langsam zum Garten fort,
machten ihm da sein Grab
an dem allerstillsten Ort,
den es nur irgend gab.
Aus dem Schnee ragt ein Hüglein frei,
drüber ein Zweiglein gut.
Piepen zwei kleine Vögelein dabei,
wissen nicht, wer da ruht.
(Quelle: Vor den Toren, August Babel Verlag, Düsseldorf, 1952)
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