In Jahre 1450 wuchsen in Oesterreich so sauere Trauben, daß die meisten Bürgersleute von Wien den gekelterten Wein in die offene Gasse ausschütteten, weil sie ihn seiner Herbheit halber nicht trinken mochten. Diesen Wein nannte man Reifbeißer , nach Einigen, weil der Reif die Trauben verdorben, nach Andern, weil der Wein die Dauben und Reife der Fäßer mit seiner Schärfe gebissen hätte. Da ließ Friedrich der IV., römischer Kaiser, ein Gebot ausgehen, daß Niemand so die Gabe Gottes vergießen solle, und wer den Wein nicht trinken möge, habe ihn auf den Stefanskirchhof zu führen.
Damals war es, daß Meister Puchsbaum den neuen Grund gelegt zu dem zweiten Stefansturme und muthig den Bau begann. Da wurde denn der Mörtel mit Wein gefeuchtet und der Kalk mit Wein gelöscht und darum, sagen die Leute, steht der Dom schon Jahrhunderte fest und trotzt dem Sturm und Wetter aller Zeiten.
(Quelle: Österreichisches Sagenbuch von J. Gebhard, Verlag von Lauffer und Stolp, Pest, 1862)
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