Nun wollt ihr hören singen
Jetzt und ein neu Gedicht
Von neu geschehenen Dingen,
Wie es ergangen ist?
Viel Büchsen und Kartaunen
Sah man im Felde stehn,
Gen Kufstein an die Mauern
Ließ man sie alle gehen.
Auf jener Seit´ des Wassers
Schlug man das Lager an;
Den Büchsen ließ man Gassen,
Dass man an die Mauern kann.
Ein Loch tät man da schießen,
Es erbebet in der Stadt.
Die Bürger tät es verdrießen,
Sie gingen bald zu Rat.
Prinzenauer fücht´ sich wenig
Und gebot bei Leib und Leben,
Dass man dem römischen König
Die Stadt nit soll aufgeben:
„Gib´ man sie dem römischen König,
Er wär´ nit wohlgetan;
Er schwur bei allen Heiligen,
Er wöll´ uns all´ ertränken lan.“
„Darum willen wir ihn nit schelten“,
Der römische König sprach,
„Wir wollen´s ihm wohl vergelten,
Unser Lachen kommt hernach.“
Zwei Büchsen ließ er bringen,
Die waren Gäst´ im Land,
Täten auf dem Inn herschwimmen:
Da ging das erste Schießen an.
Es sprach der Prinzenauer:
„Vor ihm wollen wir wohl bleiben;
Wir haben ein´ starke Mauer,
Den König zu vertreiben.“
Er richtet auf seine Schlangen
Und ließ sie alle abgahn,
Wohl eine nach der andern,
Den König zu bestahn.
Die erste Büchse tu ich nennen,
Die heißt „Der Burlabaus“,
Die tät das Schloss zertrrennen,
Drang zu andren Seite hinaus.
Die G´wölbe all und Mauern
Stieß sie ein gut Teil ein.
Da spach der Pinzenauer:
„Nun schlag der Hagel drein!“
Da sprach der König wohl mit Listen:
„Und lasst euch wohl der Weil´
Und lasst den Prinzenauer schießen,
Dass wir es nit übereil´n.“
Sie richteten sieben Schlangen
Und schossen aufs Schloss hinan;
Pinzenauer hub an zu lachen
Und wischt es mit dem Been ab.
Die andre tu ich nennen,
Heißt „Weckauf von Österreich“.
Dieselbe muss man kennen,
Man findet nir ihr gleich.
Die Tore und auch die Pfeiler
Mussten beid´ danieder.
Da sprach der Pinzenauer:
„Nun kommt so bald nit wieder!
Denn sollt´ die Büchs´ oft kommen,
So müsst´ es uns übel ergahn.
Ich hätt´ ein´ Eid geschworen,
Dass die Mauer würd´ bestahn.
Mich hat der Teufel betrogen
Und hat die Büchsen geladen,
Hat mir die Mau´r zerschossen,
Das bringt mir großen Schaden.“
Zwei Knaben tät er schicken
Zum König Maximilian:
Das Schloss wollt´ er aufgeben
Und ziehen leer davon.
Der König sprach mit Verdrießen:
„Nun nehmen wir´s nit mehr an:
Hat er das Schloss lassen zerschießen,
Soll er auch die Trümmer han.“
Da sprach der Pinzenauer:
„Ich hab´ so redlich getan.
Es kann mich keiner schelten,
Ich wär´ ein gelübdlos´ Mann.
Sollt´ ich ein Schloss aufgeben,
Derweil noch keine Not?
Pfui dich der großen Schande;
Wir hatten noch Speis´ und Brot!“
Er war der allererste,
Den man führt´ hinein:
Sein Wammes war geschnüret,
Man bracht´ Sankt Johanneswein.
„Hab Urlaub, liebe Welte,
Gott gesegen dich, Laub und Gras,
Will niemand darum schelten,
Nun wird mir desto bass?
Kein Bitt´ wollt´ ihm nit helfen,
Als man das Schloss gewann,
Da musst´ er es entgelten,
Und half ihm nichts davon.
„Seit ich denn denn ja muss sterben,
So wolle Gott sein Walten;
Um aller Bayern wegen
Will ich heut´ mich tapfer halten.
Man tat da achtzehn richten,
Die andern ließ man stahn;
Das tät der Herzog von Braunschweig,
Zum König ward er gahn:
„Mein König hochgeboren,
Gebt mir die armen Knecht`;
Die Besten hat man geschoren,
Es trauert manch gut Geschlecht.“
Da antwort´ ihm der König:
„Ich schwor einen heiligen Eid,
Wer mich für einen tät bitten,
Dem würd´ ein Backenstreich.“
Doch tät er freundlich sehen,
Hub auf eine rechte Hand,
Und schlug dem Herzog von Braunschweig
Heimlich an seine Wang´.
„Niemand hätt´s uns abgebeten,
Wie Ihr es habt getan;
So will ich Euch zu Ehren
Euch schenken fünfzehn Mnn.
Nit mehr wollen wir ledig lassen.
Gott helfe ihnen davon.“ –
Sie dankten Christ vom Himmel,
Dass es ihnen so wohl wöllt´ gahn.
Der uns das Lied von neuem Sang,
von neuem gesungen hat,
Er darf sich euch nicht nennen
Von wegen seiner Art. –
Er ist dabeigewesen,
Von Adel ist er gebor´n,
Und wär´ er nicht entronnen,
Man hätt´ ihn auch geschor´n.