Die beiden Bauern

Zwei Bauern, Hein und Kilian,
die nachbarlich zu Markte stiegen,
durchstrichen einen Wald. Hein ging voran.
Jetzt sah er einen Sack mit Geld im Grase liegen.
Er raffte ihn gierig auf und steckte ihn lächelnd ein.

„Das war ein schöner Funde, Herr Vatter Hein“,
sprach Kilian; – „der hilft uns auf die Bein!“
„Uns sagt Ihr? Wie versteht Ihr das?
Das rechte Wort ist Euch.“ – „I nun, ich meine,
die Hälfte sei für mich.“ – „Ei Spaß!
Der Fisch ist mein, ich hab´ ihn ja gefangen“,
rief Hein. – Der Vetter ließ die Flügel hängen
und schlich so stumm, als wär´ er selbst ein Fisch,
dem reichen Vetter nach, – als schnell aus dem Gebüsch
ein paar verweg´ne Räuber sprangen.

Hein klapperte vor Furcht:“ Was gangen wir nun an?
Wir sind verloren!“ – „Wir?“ sprach Kilian. –
„Ihr irrt euch, lieber Spießgeselle;
das rechte Wort ist Ihr.“ Husch, flog er ins Gehölz.

Hein konnte gar nicht von der Stelle.
Die Räuber fielen ihm mit Säbeln auf den Pelz,
„Geld oder Blut!“ hieß es. In Todesangst versenket,
gab er den Schatz und obendrein sein Kleid.

Wer, wenn das Glück ihm lacht, an sich nur denket,
hat keinen Freund in Widerwärtigkeit.


Die beiden Bauern ist ein Gedicht von Konrad Pfeffel (1736-1809)
(Quelle: Uralte Weisheit – Fabeln aus aller Welt, Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V., Bonn, ohne Jahr)