Müller & Co – Erzählung von Fritz Müller-Partenkirchen

Müller & Co ist eine Erzählung von Fritz Müller-Partenkirchen.

Neun Jahre war ich alt damals. Und mein Vater hatte ein Speditionsgeschäft in der Bayerstraße. Müller & Co. hieß es und war nach meiner Meinung das erste Speditionsgeschäft der Welt. Welcher Junge hätte seines Vaters Handel nicht gerade so betrachtet? Aber dieses Jungen Kameraden sind ebenso natürlich die geborenen Zweifler. „Was?“ sagten sie, „was? das größte Speditionsgeschäft der Welt? Dass i net lach – schon in der nächsten Straße kennt´s kein Mensch mehr.“
Jetzt galt es meines Vaters Ehre und die meine. Eine Ehre wiederherzustellen, dazu sind die Wetten da:
„Woll´n wir wett´n“, sagte ich, „woll´n wir wett´n, wenn wir in der nächsten Straße irgendeinen Menschen nach der Firma meines Vaters fragen – woll´n wir wett´n, dass er auf der Stell´ uns sagen kann, wer sie ist und wo sie ist – woll´n wir wett´n, ha?“
„Jesses, da mußt d´ glatt verlieren, mei Liaba – – – “
Also gut, zu fünft bogen wir die Heustraße hinein. Ein dicker Mann kam uns entgegen.
„Sie, erlaub´n S´“, sagte ich, „wo ist denn da Müller und Kompagnie, das große Speditionsgeschäft von Müller und Kompagnie?“
„Müller und Kompagnie? Müller und Kompagnie?“ sagte der Dicke freundlich, „ja mei, Kinder, da geht´s grad um die Ecken rum dort, nacha sechts es scho.“ Und dann ging er weiter, der Dicke.
Ich aber stand vor meinen Kameraden triumphierend als ein König.
„Sechts es etzt, ös Schneider übereinand -?“ sagte ich.
„Des gilt net, des war zu nah. Noch eine Straße weiter – und wenn´s da auch so bekannt ist, nacha stimmts“, sagten die „Verspielten“. Und dann gingen wir in die Landwehrstraße.
Ein dünner Mann kam uns entgegen, ein himmellanger.
„Sie, erlaub´n S´, wo ist denn da Müller und Kompagnie, wiss´n S´, das große Speditionsgeschäft Müller und Kompagnie?“
„Müller und Kompagnie?“ sagte der, „wart einmal, Müller und Kompagnie -?“ Plötzlich sah er scharf in mein Gesicht.
„- Müller und Kompagnie, sagst d´, willst d´ wissen“, und haut mir eine runter, „du g´hörst a selber dazu, du Lausbua, du drecketer!“


Quelle: Lustiges Volk, Verlag C. Bertelsmann, Gütersloh, ohne Jahr