Spektrum der Wissenschaft 11-1992

Spektrum der Wissenschaft 11-1992

Topthemen – Spektrum der Wissenschaft 11-1992

Gehirn und Geist
von Gerald D. Fischbach
Fühlen, Wahrnehmen und Erkennen, Lernen und Erinnern, Denken, Sprechen und Bewußtsein – all diese Prozesse und Funktionen beruhen auf Leistungen unseres Gehrins. Ihres biologischen Grundlagen beginnen sich nun herauszukristallisieren und bieten einen Ansatz, gestörte wie normale Geistestätigkeiten zu verstehen: Das Zentralorgan aller Nervenregulationen – vielschichtig genug, um das Spiel der Finger eines Konzertpianisten zu koordinieren oder aus den Lichtreizen auf der praktisch zweidimensionalen Netzhaut des Auges das bewegte Bild einer Szenerie zu konstruieren – ist zum einen das Ergebnis vieler Jahrmillionen der Evolution. Zum anderen läßt sich immer genauer erkenen, wie bei jedem Neugeborenen die von den Genen bestimmter Hirnstruktur sich aufgrund von Erfahrung auf die Erfüllung höherer Funktionen hin entwickelt und sich selbst organisiert. Die Ergründung der mentalen Prozesse und ihres materiellen Substrats ist sicherlich eine der größten Herausforderungen der Wissenschaft: denn erst aus der Deutung der neurobiologischen Befunde kann sich ein kohärenter Begriff dessen ergeben, was den Menschen ausmacht.

Das sich entwickelnde Gehirn
von Carla J. Shatz
Die Grundlagen für die geistigen Fähigkeitn des Menschen werden gelegt, indem Milliarden von Nervenzellen in funktionsgerechter Weise in Kontakt treten, während der Fötus im Mutterleib heranreift. Neuronale Aktivität und Reizung sind nötig, damit das Verschaltungsmuster schließlich auch in den Details stimmt.

Das geistige Abbild der Welt
von Semir M. Zeki
Indem das Gehirn die Einzelattribute der einlaufenden visuellen Informationen analysiert und integriert, erschafft es sich ein Bild der Außenwelt. Seltene Formen der Blindheit verraten, wie sich Störungen oder gar ein Ausfall bestimmter Cortex-Abschnitte auf die Welt im Kopf auswirken.

Molekulare Grundlagen des Lernens
Von Eric R. Kandel und Robert D. Hawkins
Nach neueren Befunden scheint Lernen auf einfachen zellinhärenten Mechnismen zu beruhen, die die Stärke von Nervenverbindungen verändern. Solche Vorgänge haben wesentlichen Anteil an der Ausprägung von Individualität.

Sprache und Gehirn
von Antonio R. Damasio und Hana Damasio
Eine ganze Batterie neuronaler Strukturen dient der Darstellung von Begriffen, eine kleinere findet Wörter und bildet Sätze daraus; als wichtige Instanz vermittelt eine dritte zwischen den anderen beiden.

Das Arbeitsgedächtnis
Von Patricia S. Goldman-Rakic
Wie das Gehirn eine innere Repräsentation von der Außenwelt herstellt und immer wieder neuen Verhältnissen angeleicht, verdeutlichen Untersuchungen an Affen. Die an dem mentalen Geschehen beteiligten Strukturen und Mechanismen sind wesentlich für Handlungsplanungen, rationales Entscheiden und Denken.

Weibliches und männliches Gehirn
Von Doreen Kumura
Kognitive Unterschiede zwischen den Geschlechtern spiegeln hormonale Einflüsse auf die Gehirnentwicklung wider. Ein Verständnis dieser sexuellen Differenzierung und ihrer Ursachen kann auch Einsichten in die Organisation des Gehirns vermitteln.

Molekulare Grundlagen von Geistes- und Gemütskrankheiten
von Elliot S. Gershon und Ronald O. Rieder
Bei schizophrenen und manisch-depressiven Krankheitsbildern lassen sich inzwischen strukturelle und biochemische Verhänderungen im Gehirn nachweisen. Die Wahrscheinlichkeit der Erkrankung ist offenbar von Erbfaktoren mitbestimmt.

Alterndes Gehirn – alternder Geist
von Dennis J. Selkoe
Gegen Ende der normalen Lebensspanne unterliegt das menschliche Gehirn dem Verschleiß bestimmter Neuronen und chemischen Modifikationen. Dennoch bedingen diese Veränderungen keineswegs bei allen Menschen merkliche mentale Einbußen.

Wie neuronale Netze aus Erfahrung lernen
von Geoffrey E. Hinton
Elektronische Netzwerke aus künstlichen Neuronen können dazu gebracht werden, komplizierte Informationen zu repräsentieren. Vielleicht hilft das, auch die Lernfähigkeit des menschlichen Gehirns besser zu verstehen.

Das Problem des Bewußtseins
von Francis Crick und Christof Koch
Welche neuralen Aktivitäten bestimmten Bewußtseinsinhalten entsprechen, läßt sich in einfachen Fällen nunmehr experimentell untersuchen. Die Befunde erfordern freilich eine Interpretation in enger Zusammenarbeit von Psychologen, Neurophysiologen und Theoretikern.
(Quelle: Heft-Inhaltsangabe/vwh)

Bibliografie – Spektrum der Wissenschaft 11-1992

Spektrum der Wissenschaft
Heidelberg
1992
170 Seiten


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