Weihnacht – ein Gedicht von Anne-Marie Koeppen
Es klopft, und leise knarrt die Tür im Wind.
Schneeflocken fallen weiß auf unsre Dielen.
Die Kinder jubeln, wollen damit spielen,
und wundern sich, wie schnell der Glanz zerrinnt.
Und dann kommt jemand aus der Dunkelheit.
Es ist, als wären seine müden Schritte,
vom Sturm umweht, allein schon stumme Bitte.
Als trügen sie der Erde ganzes Leid.
So klopft es heute wohl an jede Tür.
Und jede gute Tat ist wie ein Licht,
ist unser eig´nes, innerstes Gewissen,
das kommt und fragt: Hast du noch Zeit dafür?
Schick es nicht fort in dieser heil´gen Zeit.
Ein Wort der Liebe nur, zum Trost gesprochen,
ein Stückchen Brot, dem Hungrigen gebrochen,
sie wirken fort in alle Ewigkeit.
Und jede gut Tat ist wie ein Licht
am Weltenbaum, von die Väter sagen,
dass seine Zweige in die Sterne ragen
und der uns Weistum ist und Weltgericht.