Wir fang´n noch mal von vorne an!

Wir fang´n noch mal von vorne an! – Vortrag von Otto Reutter.

Wohin man horcht, hört man die Leute jammern,
Sich an die alten, guten Zeiten klammern.
Mensch, schaue vorwärts, weil du glücklich bist,
Wenn du vergißt, was nicht zu ändern ist.
Hast zwar verloren fast den letzten Groschen,
Doch´s schlimmste wär´, wär´ auch dein Mut erloschen.
Selbst „Zeppelin“ zeigt überm großen See:
Die Deutschen sind noch immer „auf der Höh´“!
Drum jedermann
Stimm´ mit mir an:
„Wir fang´n noch mal von vorne an!“
Ob jung, ob alt, ´s muß jeder ran.
Wir müssen schaffen, alle wir.
Wenn ich nicht müßte, ständ´ ich auch nicht hier.“

Sagt auf der Straß´ ein Mägdelein zum andern:
„Was hab´n wir nun vom jahrelangen Wandern!
Durch jedes Nachtlokal, durch jede Bar
Sind wir gewandert jetzt schon Hmzig Jahr.
Schlaflose Nächt gab es, die sich lohnten,
Wir wußten manchmal gar nicht, wo wir wohnten –
Wir hatten uns so viel zurückgelegt,
Nun hab´n wir uns ganz unnütz aufgeregt.
Wir wollten ruh´n
Was tun wir nun?
„Wir fang´n noch mal von vorne an!“ –
„Das geht nicht“, sagt die andre dann,
„Wir woll´n durch Arbeit und durch Müh´n,
Mit Anstand uns aus der Affäre zieh´n.“

So mancher Prinz aus königlichem Blute
Wohnt schlicht und einfach jetzt auf seinem Gute.
Er sagt zu ihr: „Ich schaff´ mit frischem Mut.
Mein Gutshof ist mein Hof – der Hof ist gut.
Was brauch ich Schloß und Gelder und Devisen!
Ich hab´ mein Roß, die Felder und die Wiesen.
Mein ganzes Vieh, zum Hofstaat wird´s ernannt,
Der Unterschied ist gar nicht so markant.“
Mein Land ist hier
und ich regier´!
Wir fang´n noch mal von vorne an,
Als Bürgersfrau und Bürgersmann.
Wenn Vaters Land uns auch entschwand,
Bleibt unser Land doch unser Vaterland.

Drum, alle hier, schaut vorwärts frohen Mutes,
Denn alles Schlechte hat auch stets sein Gutes!
Wir hatten alles, lebten ohne Zweck.
Jetzt hab´n wir Pflichten, dürfen noch nicht weg.
Und fehlt uns auch die Freude, das Vergnügen,
Laßt uns Vergnügen an der Arbeit kriegen.
Den Arbeit blüht uns jetzt jahrein, jahraus.
Wir komm´n aus dem „Vergnügen“ gar nicht raus.
Wir war´n erschlafft.
Jetzt wird geschafft.
Wir fang´n noch mal von vorne an,
Und leb´n dadurch viel länger dann.
Wir war´n schon alt – die heut´ge Qual
Macht wieder jung – nun leb´n wir noch einmal.


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