Zwei Fensterlein – ein Gedicht von Gedicht von Ignaz Franz Castelli.
Es sind zwei kleine Fensterlein
In einem großen Haus,
Da schaut die ganze Welt hinein,
Die ganze Welt heraus.
Ein Maler sitzet immer dort,
Kennt seine Kunst genau,
Malt alle Dinge fort und fort,
Weiß, schwarz, rot, grün und blau.
Dies malt er eckig, jenes rund,
Lang, kurz, wie’s ihm beliebt;
Wer nennet all‘ die Farben und
Die Formen, die er gibt!
Ein Zaubrer ist’s, ich sag‘ es kühn;
Denn alles, was der Schoß
Der Erd´ umfaßt, das malt er hin
Aufs Fleckchen, linsengroß.
Auch was der Hausherr denkt und sieht,
Malt er ans Fenster an,
Daß einer, der vorüberzieht,
Es wohl bemerken kann.
Und freut der Herr vom Hause sich,
Und nimmt der Schmerz ihn ein,
So zeigen öfters Perlen sich
An beiden Fensterlein.
Ist’s schönes Wetter, gute Zeit,
Da sind sie hell und lieb;
Doch wenn es stürmet, fröstelt, schneit,
Da werden sie gar trüb.
Und geht der Hausherr einst zur Ruh‘,
Nicht braucht er dann ein Licht;
Da schlägt der Tod den Laden zu,
Und ach! das Fenster bricht.
(Quelle: Höheres viertes Lesebuch für amerikanische Schulen, American Book Company, ohne Jahr)