Balm am Rhein – eine Erzählung aus Aurelias Sagenkreis, Schwarzwaldsagen und -geschichten.
Zu Balm im Klettgau stand ehemals auf einem kühnen Hügel über dem Rheinstrom eine feste Burg, von einem reichen Herrengeschlecht bewohnt.
Ein Ritter, Rudolf von Balm, befand sich unter den Mördern des Königs Albrecht bei jener schlimmen Fahrt über die Reuß, und die Tochter des Erschlagenen vertilgte in ihrer unmenschlichen Rachsucht das ganze Geschlecht derer von Balm.
Später war die Burg Eigentum der Grafen von Habsburg-Laufenburg, die lange Zeit als Landgrafen den Klettgau regierten. Aber als die Letzte von diesem edlen Stamme sich mit dem schwäbischen Grafen von Sulz vermählte, kam mit der Landgrafschaft auch das Schloß zu Balm an diesen Herrn, dessen Söhne einst mit dem Abte von Rheinau von hier aus heftigen Streit und Fehde führten, darin die alte Burg dem Untergang verfiel. Die Knechte der Grafen beschädigten und raubten nämlich nicht nur das Gut ihrer Feinde, sondern es war schießlich in der ganzen Gegend keine Straße mehr sicher, und fremde Reisende wurden angegriffen und mußten sich um schweres Lösegeld loskaufen.
Einst hatten sie auch einen jungen Kaufmann aus Ulm gefangen, der nach der Zurzacher Messe ziehen wollte, und weil er sein Lösegeld nicht bezahlen wollte oder konnte, warfen sie ihn in den Turm und hielten ihn sehr hart.
Aber Kunigunde, des Burgvogts Töchterlein, war dem schönen Gefangenen hold und erleichterte ihm seine Haft und führte ihn einst ins Freie. Durch große List, wie sie nur die Liebe erfinden kann, hatten sie alle Wächter getäuscht.
Und der Befreite klagte in seiner Vaterstadt über die von dem Graf von Sulz erlittene Unbill. Der Rat von Ulm wendete sich an die ihm befreundeten Schaffhauser und diese zogen, vom Abt von Rheinau unterstützt, mit vielen Bewaffneten vor die Burg Balm, erstürmten sie und machten sie fast dem Erdboden gleich.
Kunigunde, des Burgvogts Tochter, ward nachher das Weib des jungen Kaufmanns, den sie aus der Gefangenschaft befreit hatte, und ihr alter Vater begleitete sie in die neue Heimat.
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