Der erste Schnee

Der erste Schnee ist ein Gedicht von Friedrich Güll

Ei, du liebe, liebe Zeit,
ei, wie hat´s geschneidt, geschneit!
Ringsherum, wie ich mich dreh,
nichts als Schnee und lauter Schnee!
Wald und Wiesen, Hof und Hecken,
alles steckt in weißen Decken.
Und im Garten jeder Baum,
jedes Bäumchen voller Flaum!
Auf dem Sims, dem Blumenbrett
liegt er wie ein Federbett.
Auf den Dächern um und um
nichts als Baumwoll´ ringsherum!
Und der Schlot vom Nachbarhaus,
wie possierlich sieht der aus,
hat ein weißes Müllerkäppchen
hat ein weißes Müllerjöppchen.
Meint man nicht, wenn er so raucht,
daß er just sein Pfeiflein schmaucht?
Und im Hof der Pumpenstock
hat gar einen Zottelrock,
und die pudrige Perücke,
und den Haarzopf im Genicke,
und die ellenlange Nase
geht schier vor bis an die Straße.
Und gar draußen vor dem Haus! –
Wär´ nur erst die Schule aus!
Aber dann, wenn´s noch so stürmt,
wird ein Schneemann aufgetürmt;
dick und rund und rund und dick
steht er da im Augenblick.
Auf dem Kipf als Hut ´nen Tiegel
und im Arm den langen Prügel
und die Füße tief im Schnee
und wir ringsherum, juchhe!
Ei, ihr lieben, lieben Leut,
was ist das heut eine Freud!