Der Trompeter auf dem Kyffhäuser – mündliche Überlieferung.
Ein Herzog von Weimar stand in besonders gutem Vernehmen mit dem Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen, und da er einen Trompeter hatte, welcher auf seinem Instrumente besonders tüchtig war, so befahl er demselben, nach Sondershausen zu reiten und dem dortigen Fürsten etwas zum neuen Jahre zu blasen. Der Trompeter ritt fort und als er an den Kyffhäuserberg kam und den alten Turm in der mondhellen Nacht zu sich herüberwinken sah, bekam er den Einfall, hinaufzureiten und dem alten Kaiser Friedrich auch das Neujahr zu blasen. Als er oben in der Nähe des Turmes angelangt war, blies er die schönsten Stücke, welche er wußte. Da kam die Prinzessin herzu, dankte ihm im Namen ihres Vaters und schenkte ihm einen Becher feurigen Weins und eine silberne Trompete. Hocherfreut blies er noch ein schönes Stück und ritt dann wieder fort. Als er in Sondershausen anlangte, fand er den Fürsten noch im tiefen Schlummer; erst durch die herrlichen Klänge, die der Trompeter seinem Instrumente entlockte, wurde er munter. Auf sein Befragen erfuhr er, welche Freundlichkeit ihm der Herzog durch seinen Trompeter erweisen ließe. Erfreut über die Sache, ließ er den Trompeter kommen, bewirtete ihn reichlich, gab ihm schöne Geschenke und kaufte ihm die silberne Trompete für eine hohe Summe ab; die letztere soll noch in Sondershausen zu sehen sein. Weil nun aber der Herzog von Weimar über den Verkauf der silbernen Trompete sehr unzufrieden war, verabschiedete er den Trompeter; derselbe kehrte nach Sondershausen zurück, wo er gestorben ist.
Quelle: Deutscher Sagenschatz, herausgegeben von Dr. J. W. Otto Richter, Verlag von Otto Mähnert, Eisleben, 1877