Ein Ochs als Wunderdoktor

In Mazieu in Frankreich wollte man eines Morgens einen Ochsen schlachten, allein der Stoß ging falsch und das verwundete Tier brach durch. Wütend stürzte es sich auf den Metzger, warf ihn nieder und die Menge stäubte entsetzt auseinander. Der Ochs floh – in den Saal des Rathauses. Drei mit Stöcken und Messern bewaffnete, entschlossene Männer verfolgten ihn, aber der Ochs räumte sogleich das Feld und eilte weiter. Er gelangte an eine Wendeltreppe und sprang drei Stockwerke hinauf. „Liebe Frau, siehe doch einmal, was draußen auf dem Gang vorgeht,“ sagte ein seit mehreren Wochen an heftiger Gicht daniederliegender Inspektor einer Lebensversicherungs-Anstalt; die Frau öffnete die Tür, stößt einen Schrei des Entsetzens aus und entflieht; der Kranke sieht ein blutendes, schnaubendes Ungetüm vor sich, springt mit gleichen Füßen aus dem Bette und stürzt in das anstoßende Kabinet. Der Ochs wurde endlich, nachdem er noch einige Fenster eingestoßen und eine eine Weile auf die Straße und die versammelte Volksmenge hinuntergeblickt hatte, überwältigt und eine Kugel machte seinem Leben ein Ende. Der Inspektor der Lebensversicherungs-Anstalt aber soll seit jener Morgenvisite seines vierbeinigen, gehörnten Wunderdoktors von aller Gicht geheilt sein.