Der Graf von Grammont, ein bekannter Schöngeist am Hofe Ludwigs XV., zog einen alten bretagneschen Edelmann, derr zum ersten Mal bei Hofe erschien, auf allerhand Art zur Belustigung der Antichambre auf. Ruhig hört ihn dieser zu, ohne eine Silbe zu verlieren. Der Railleur (Anm. Red.: Spötter) glaubte dadurch berechtigt zu sein, ihn noch stattlicher aufzuräumen. Keck trat er also zu ihm und ersuchte ihn lächlend, ihm doch zu erklären, welcher Unterschied zwischen Parabole, Faribole und Obole sei.
„Ei,“ versetzte der Gefragte ernsthaft, „das kann ich Ihnen wohl sagen. Parabole ist das, was Sie nicht verstehen, Faribole, was Sie reden und Obole das, was Sie wert sind.“
Man kann denken, auf wessen Seite nun die Lacher waren.
(Em. Straube)
Begriffserklärung:
Obole – eine kleine altgriechische Scheidemünze
Faribole – Albernheit
Parabole – Gleichnisrede