Wie Eulenspiegel kommt zur Welt und gleich dreimal die Tauf´ erhält

Vor Zeiten lebte in dem Dorfe Kneitlingen Claus Eulenspiegel und sein Eheweib Anna Wertbeckin. Und es wurde ihnen ein Sohn geboren; da er aber einige Tage alt war schickten sie ihn in das Dorf Bengeln zur Taufe, denn es war in ihrem Dorfe kein Pfarrer. Als aber das Kind getaufet wurde nannte man ihn Till Eulenspiegel. Die drei Gevatterinnen, die das Kind zur Taufe gebracht hatten, gingen aber gleich aus der Kirche in das Wirtshaus, um die Hitze zu vertreiben und sich zu stärken zur Heimkehr. Als sie nun manchen Trunk getan hatten und wohl etwas zu tief in das Glas gesehen, machten sie sich auf, dass sie heimgingen; denn schon neigte sich der Tag und der Abend brach herein. Die Kindmutter aber, welche unsern Till trug, hätte ihn bald in großen Schaden gebracht. Denn als sie an einen breiten Graben kamen, der voll Morast war und nur einen schmalen Steg hatte, da konnte sie nicht sehen und fiel vom Stege in den Schlamm, dass sie sich und den kleinen Eulenspiegel übel besudelte. Als man ihn nun abgewaschen, so war dies das drittel mal, dass der Knabe an diesem Tage getauft worden. Erstens vom Pfarrer, hiernach in dem Schlamme und dann beim Abwaschen. So war dies schon ein Wahrzeichen von der merkwürdigen Natur des Tillen, denn was andere Menschen nur einfach bedürfen, das musste er dreifach haben.