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Auf Wache von Lothar Brenkendorf

Wohl keiner unserer jungen Vaterlandsverteidiger dürfte die auf Wache und Posten zugebrachten Stunden unter die vergnüglichsten seines Soldatenlebens zählen, und doch ist für die Erziehung zur Kriegstüchtigkeit der langweilige Garnisonswachdienst ebenso unentbehrlich wie jeder andere Teil der militärischen Ausbildung. Der ernsten und verantwortungsvollen Aufgabe, die dem Wachtposten im Felde zufällt, würde der Durchschnittssoldat schwerlich gewachsen sein, wenn er nicht durch häufige Friedensübung gelernt hätte, vor dem Schilderhaus Auge und Ohr in ständiger Wachsamkeit zu erhalten und jede Anwandlung von Schlaffheit und Müdigkeit mit energischer Willensanspannung zu meistern.
Die Ordnung des Garnisonwachtdienstes ist mit geringfügigen Abweichungen bei allen größeren Armeen so ziemlich dieselbe. Ebenso wie in Deutschland pflegt man die Wache so zu besetzen, dass sie je drei Ablösungen für jeden auszustellenden Posten enthält. Größere Garnisonen haben in der Regel eine Hauptwache, bisweilen unter dem Kommando eines Offiziers, von der aus der gesamte Wachdienst geregelt wird und wo die Meldungen von allen Wachen gesammelt werden. Der Offizier vom Ortsdienst und der

Preußische Gardeschützen bei der Ablösung

Rondeoffizier – in größeren Garnisonen sind es deren wohl auch mehrere – haben die Aufmerksamkeit der Wachen und Posten zu prüfen und die Ausübung des Wachtdienstes zu kontrollieren. Wachhabende, das heißt Befehlshaber der Wache, sind je nach der Größe der Wache Gefreite, Unteroffiziere oder Offiziere.

Posten vor der Wiener Hofburg
Posten vor der Wiener Hofburg

Während der Ausübung seines Dienstes gilt jeder Posten als Vorgesetzter der Unteroffiziere und Mannchaften, und es ist ihm außerdem innerhalb gewisser Grenzen eine Polizeigewalt über Zivilpersonen eingeräumt. Er darf im Notfall Verhaftungen vornehmen und die Arretierten ins Schilderhaus stecken, bis er abgelöst wird oder bis sie ihm von einer Pa-

Rusischer Gardesoldat auf Posten
Rusischer Gardesoldat auf Posten

trouille abgenommen werden. Bei Widerstand oder Fluchtversuch darf er sogar von seiner Waffe Gebrauch machen, und zwar mit viel weitergehender Freiheit, als sie wirklichen Polizeiorganen eingeräumt ist. Alle diese Befugnisse sind natürlich mit einem entsprechenden Maß von Verantwortlichkeit verknüpft, dessen erzieherische Wirkung auf den jungen Soldaten nicht zu unterschätzen ist.
Eine besondere Art des Wachtdienstes üben die Wirtshauspatrouillen, denen die Aufgabe zufällt, das Verhalten der Mannschaften in Wirtschaften und so weiter zu überwachen, und deren Anordnungen von Unteroffizieren und Mannschaften unbedingt Folge zu leisten ist, da sie während ihres Dienstes ebenfalls den Charakter von Vorgesetzten erhalten.
Am wenigsten beliebt bei den davon Betroffenen sind die Stallwachen, die die berittenen Truppen zur Beaufsichtigung der Pferde stellen und die ihren Dienst meist ohne Waffe tun.
Unzertrennlich von dem Wachtposten ist in der Vorstellung des Publikums das Schilderhaus, jenes winzige, zumeist aus Holz gezimmerte, leicht transportable Bauwerk, das gewöhnlich einer in die Höhe geschossene Hundehütte gleicht und an Komfort der inneren Ausstattung noch um einiges hinter einer solchen zurücksteht. Es ist bestimmt, dem Posten Schutz gegen allzu harte Unbilden der Witterung zu gewähren, und seiner gelegentlichen Verwendung als Arrestlokal wurde bereits Erwähnung getan. Form und Farbe der Schilderhäuser sind natürlich nicht bei allen Armeen dieselben; daher ist die durch unsere Abbildung ermöglichte Vergleichung gewiß nicht ohne Interesse.
Noch interessanter aber ist jedenfalls eine Vergleichung der zu den Schilderhäusern gehörigen Posten nach ihrer Uniformierung und ihrer soldatischen Haltung. Namenentlich in der letzteren spiegelt sich vielfach etwas von dem Geiste wieder, der die betreffende Armee

Beritterner Wachtposten vor einer englischen Kavalleriekaserne
Beritterner Wachtposten vor einer englischen Kavalleriekaserne

aerfüllt, und der deutsche Leser wird nicht ohne ein leises Gefühl der Genugtuung konstatieren, dass nur wenige der hier nach dem Leben pohotographierten „Schildwachen“ sich in bezug auf soldatische Straffheit mit dem im Augenblick der Ablösung dargestellten deutschen Posten messen können.
Der Kaiserjäger vor seinem runden Schilder-

Französische Schildwache
Französische Schildwache

häuschen an einem Tore der Wiener Hofburg kann freilich mit Ehren neben ihm bestehen, und auch der russische Gardesoldat vor dem Zarenpalast in St. Petersburg nimmt sich imposant und martialisch genug aus, wie denn überhaupt das Mannschaftsmaterial sowohl im österreichischen wie im russischen Heere ein

Tunesischer Wachtposten
Tunesischer Wachtposten

ganz vortreffliches ist. Erzählt man doch von einem Wachtposten, der unter Aleander II. bei dem bekannten Attentat im Winterpalais schwer verwundet worden war, dass er sich trotz furchtbaren Schmerzen seiner Wegschaffung mit allen ihm noch verbliebenen Kräften wiedersetzte weil er vor ordnungsmäßig erfolgter Ablösung seinen Posten nicht verlassen wollte.
Stark auf rein theatralische Wirkung berechnet erscheinen dagegen die beiden berittenen Wachtposten vor einer englischen Kavalleriekaserne. Die Miliztruppe der Imperial Neomanry, denen sie angehören, präsentiert sich ja äußerlich recht schmuck und gefällig; aber es ist kaum anzunehmen, dass sie im Ernstfall einem Feinde allzu gefährlich werden würde. Es ist eben mit dem gesamten englischen Landheere nicht gerade zum besten bestellt. Eine allgemeine Wehrpflicht eistiert nicht, und die aktive Armee ergänzt sich lediglich durch Werbung. Die Rekruten verpflichten sich zu einer zwölfjährigen Dienstzeit gegen einen Tagessold von ein Schilling vier Pence. Neomanry und Volunteers, die sich beide aus Freiwilligen rektrutieren, bilden eine Art von Hilfstruppe neben diesem stehenden Heere; ihre militärische Ausbildung aber läßt sehr viel zu wünschen übrig. Allerdings befindet sich Großbritannieren augenblicklich mitten in einer umfangreichen Heeresreform, die ohne Zweifel erhebliche Besserungen schaffen wird. Der Gedanke der allgemeinen Wehrpflicht aber, dessen Durchführung allein imstande wäre, den namentlich während des Burenkrieges hervorgetretenen Mängeln abzuhelfen, findet bei der englischen Nation noch immer zu wenig Anklang, als dass er in absehbarer Zeit zur Wirklichkeit werden dürfte. Man hat bei unseren Nachbarn jenseits des Kanals von der Bedeutung eines wirtschaftlichen Wolksheeres wohl hauptsächlich deshalb nicht die rechte Vorstellung, weil man sich für den Kriegsfall felsenfest auf die Unüberwindlichkeit der gewaltigen Flotte verläßt und die Möglichkeit, im eigenen Lande gegen einen eingedrungenen Feind kämpfen zu müssen, trotz aller von wohl-

Ein Wachtposten in Neapel
Ein Wachtposten in Neapel

meinenden Generalen und phantasievollen Schriftstellern ausgemalten Schreckbilder nicht ernstlich in Betracht zieht.
Wesentlich imposanter ist das Bild, das die Heeresorganisation Frankreichs nach ihrer letzten Neugestaltung darbietet. Mit eine Friedensstärke von

Berittener Posten in Spanien
Berittener Posten in Spanien

30.565 Offizieren und 565.261 Mann, zu denen noch 711 Offiziere und 23.996 Mann Gendamerie und republikanische Garde kommen, sowie 142.595 Pferden ist die französische Armee gegenwärtig eine der größten, und wenn auch die Kriegstärke nicht genauer bekannt ist, so läßt sie sich nach der üblichen Berech-

Wachtposten auf Korfu (Griechenland)
Wachtposten auf Korfu (Griechenland)

nung (25 Jahrgänge mit 25 Prozent Ausfall) auf mehr als vier Millionen Mann abschätzen, eine Riesenzah, die natürlic hauch die letzten Aufgebote in sich einschlösse, und die sich, soweit eine Verwendung auf dem Kriegsschauplatze in Betracht käme, ganz erheblich vermindern würde. Von der geplanten Krieggliederung weiß man außerhalb des französischen Generalstaes nur so viel, dass fünf Armeen vorgesehen sind, davon vier im Osten und eine im Alpengebiet. edes Armeekorps wird voraussichtlich 36.000 bis 38.000 Mann in zwei Infanteriedivisionen enthalten.
Der französische Schutzstaat Tunis, dessen Militärmacht der dunkelhäutige Wachtposten auf unserem nächsten Bilde angehört, nimmt von der Armee der Republick in Friedenszeiten rund 14.000 Mann und 700 Offiziere für sich in Anspruch, und zwar 15 Infanteriebataillone, 10 Kvallerieschwdronen, 3 Batterien reitender und 4 Batterien Fußartillerie, 2 Genie- und 3 Trainkompanien. Selbstverständlich ergänzt sich ein großer Teil der tunesischen Militärmacht aus eingeborenen Rekruten.
Die Uniform des Wachtposten (Abbildung: Ein Wachtposten in Neapel) ist an dem federngeschmückten Hute vermutlich für jeden unserer Leser auf den ersten Blick kenntlich. Denn die Bersaglieri, die beliebteste und populärste Truppe der italienischen Armee, sind auch im Auslande ungefähr ebenso bekannt wie die deutschen Totenkopfhusaren oder die österreichischen Deutschmeister. Ihre Anfänge reichen bis in das Jahr 1836 zurück, wo sie von dem General della Marmora im sardinischen Heere nach dem Muster der französischen Jäger zu Fuß in zwei Kompanien organisiert wurden. Da sie besonders auserwählten Ersatz erhielten, zeichneten sie sich bald durch durch ihre hervorragenden Leistungen aus und wurden nach Errichtung des Königreiches Italien als ein wichtiger Bestandteil in die Armee desselben aufgenommen. Gegenwärtig hat jedes der

Ein Doppelposten in Konstantinopel
Ein Doppelposten in Konstantinopel

azwölf italienischen Armeekorps ein Bersaglieriregiment zu drei Bataillonen mit je vier Kompanien, unter denen sich auch mehrere Radfahrkompanien befinden. Bemerkenswert und von dem üblichen Schema abweichend ist das – natürlich nicht transportable – geräumige steinerne Schilderhaus, dessen unser neapolitanischer wachtposten sich zu erfreuen hat.
Noch viel eigenartiger allerdingst wirkt der hohe, schuppenartige Holzbau, der dem spanischen Posten (Bild: Berittener Posten in Spanien) und seinem Rosse Schutz gegen die sengenden Strahlen der Sonne gewährt. Der stattliche Kürassier gehört zu den Manschaften der Königlichen Eskorte, die ungefähr die Stelle der preußischen Garde einnimmt, während die übrige Heeresmacht aus 58 Linienregimentern besteht. Dem Namen nach besteht auch in Spanien heute die allgemeine Wehrpflicht. Aber es gibt nicht nur eine Unmenge von Ausnahmen, sondern es sind auch Loskauf und Stellvertretung im weitesten Umfange gestattet. Das Institut der Einjährig-Freiwilligen, das eine Zeitland bestand, ist sehr bald wieder abgeschafft worden. Die Dienstpflicht beginnt mit dem einundzwanzigsten Jahre und dauert zwölf Jahre, von denen nach der Heeresverfassung die ersten drei Jahre bei der Fahne abgedient werden sollen. Aus Sparsamkeitsrücksichten aber werden es deren selten mehr als zwei.
Die Haltung des Posten auf unserem nächsten Bild würde jeden preußischen Unteroffizier mit heller Entrüstung erfüllen; aber in der griechischen Armee (Bild: Wachtposten auf Korfu, Griechenland) nimmt man´s mit solchen Äußerlichkeiten offenbar nicht so genau, wie dem überhaupt die jüngste Bewegung im griechischen Offizierkorps ein recht eigentümliches Licht auf den Geist und die Disziplin dieses Heereskörpers geworfen hat. Von der Grße der griechischen Armee darf man sich übrigens keine allzu ausschweifende Vorstellung machen. Sie hat einen Friedensetat von 22.427 Offizieren und Manschaften, und wenn auch ihre Kriegsstärke auf 82.125 Mann mit 174 Geschützen und 14.441 Pferden angegeben wird, denen sich zudem noch 76.800 Mann Nationalgarde und 58.000 Mann

Schildwache vor dem königlichen Palast in Sofia
Schildwache vor dem königlichen Palast in Sofia

Reserven zugesellen sollen, so darf man doch getrost annehmen, dass ein erhblicher Teil dieser ansehnlichen Streitmacht immer nur auf dem Papier stehen wird.
Ganz fremdartig berühren uns die Organisationsverhältnisse der türkischen Armee, deren Repräsentanten wir auf dem Bild: Ein Doppelbisten in Konstantinopel neben einem der beiden Schilderhäuser erblicken. Die allgemeine Wehrpflicht gilt für Mohammedaner vom einundzwanzigsten bis zum vierzigsten Lebensjahre, bei dem Ausbrauch von Glaubenskriegen aber erfährt sie ohne weiteres eine Verlängerung bis zum – siebzigsten Jahre. Jeder Eingereihte kann sich nach drei Monaten aktiven Dienstes durch Zahlung von fünfzig türkischen Pfund von der weiteren Präsenzpflicht loskaufen. Die Friedenstärke der Armee beträgt 20.000 Offiziere, 250.000 Mann, 22.000 Pferde und Tragtiere, 1300 bespannte Geschütze, ohne Gendarmerie und Kader (10.000 Mann) der Redif. Eine Sanitätstruppe existiert nicht, abgesehen von dem geringfügigen Krankenwärterpersonal in Konstantinopel. – Die Kriegstärke der Nizam- und Redizarmee, einschließlich der irregulären Kavallerie aus Kurden- und Araberstämmen (Hamidie), wird berechnet auf 1 Million Gewehre, 5.000 Säbel, 1600 Feld- und Gebirgsgeschütze. Davon sollen mindestens 500.000 Gewehre, 20.000 Säbel und 1000 Geschütze für einen europäischen Krieg verfügbar sein.
Neben solchen Zahlen nimmt sich die Kriegsmacht des neugebackenen Königreichs Bulgarien recht bescheiden aus, zumal wenn man bedenkt, dass bei der Berechnung der voraussichtlichen Kriegstärke auch hier das Papier sehr geduldig ist. Eingeführt ist die allgemeine Wehrpflicht mit einem Rekrutenkontigent von rund 20.000 Mann. Mohammedaner können sich durch Zahlung von 500 Lewa loskaufen. Die Friedenstärke der Arme beträgt 2451 Offiziere und 40.000 Mann, die Kriegstärke – mit dem oben angedeuteten

Ablösung eines Wachtpostens in Kairo
Ablösung eines Wachtpostens in Kairo

Vorbehalt – 174.000 Mann, ausschließlich der Volkswehr, deren zwei Aufgebote sich aus den Dienstpflichtigen zwischem dem 38. und dem 45. Lebensjahre zusammensetzen. – Das Gebäude, vor dessen Garteneingang wir unseren bulgarischen Wachtposten erblicken, ist der neue königliche Palast in Sofia, eines jener modernen Gebäude, deren erheblich Anzahl der bul-

Japanischer Posten in Korea
Japanischer Posten in Korea

garischen Hauptstadt in den letzten Jahren mehr und mehr ein modern europäisches Gepräge aufgedrückt hat, während sie bis zu ihrer Befreiung von der Türkenherrschaft und noch eine gute Weile nachher eines der greulichsten Schmutznester war, die man sich nur vorstellen können.
Die schmucken Krieger in den gutsitzenden Uniformen und den blitzsauberen Gamaschen (Bild: Ablösung eines Wachtpostens in Kairo) zeigen uns einen Wachtposten

Luxemburgischer Soldat auf Posten
Luxemburgischer Soldat auf Posten

vor dem vizeköniglichen Palast in Kairo im Augenblick der Ablösung. Außer einer englischen Besatzungstruppe von ungefähr 3000 Mann verfügt Ägypten über eine Militärmacht von rund 12.500 Köpfen, die selbstverständlich von einem englischen General befehligt wird. Sie setzt sich zusammen aus neun ägyptischen und fünf sudanesischen Bataillonen, einem Kavallerieregiment, sechst Batterien und zwei Kamelkorps. Die aktive Dienstzeit beträgt sechs Jahre und fünf Jahre bei der Polizei, die die erste Reserveklasse der Armee bildet. Von den vier Divisionen dieser Polizeitruppe sind 25 Offiziere und 1227 Mann in Kairo stationiert.
Das vizekönigliche Palais, das übrigens diesem Würdenträger nur selten wirklich als Wohnung dient, liegt in der Zitadelle, jener uralten Befestigung, die schon 1166 von Jussuf Saladin erbaut und später durch Mehemed Ali verstärkt wurde. Ihre weltberühmte Merkwürdigkeit ist der vermutlich noch aus der Pharaonenzeit stammende sogenannte Josephsbrunnen, der neunzig Meter tief in den Felsen gesprengt ist. Unmittelbar neben ihm erhebt sich die Alabastermoschee mit dem Grabmal Mehemed Alis, die kein Fremder zu besuchen versäumt, weil mn von ihrer Terrasse aus die herrlichste Aussicht auf das gleich einer Oase mitten in der Wüste daliegende Kairo genießt.
Den Beschluß unserer Bilderreiche machen neben einem japanischen Posten in Korea, wo sich seit dem russischen Kriege die Japaner häuslich niedergelassen haben, zwei Wachtposten, die gleich der Truppe, der ie angehören, eigentlich nur rein dekorativen Zwecken dienen. Das Großherzogtum Luxemburg bedarf keines streitbaren Heeres mehr, seitdem es völkerrechtlich für neutral erklärt worden ist. Seit der Auflöung des Deutschen Bundes, dem es von 1815 bis 1866 angehört hatte, setzt sich darum seine „Armee“ zusammen aus einer Kompanie Freiwilliger von 6 Offizieren und 140 bis 170 Mann, deren Stärke überigens „im Notfall“ auf 250 gebracht werden kann, und aus einer Gendamerie von 2 Offizieren und 125 Mann, die in 32 Brigaden über das Land verteilt sind. Das Oberkommando über die gesamte Heeresmacht führt ein Major. Die Wehrpflicht ist seit 1881 aufgehoben.

Posten vor dem Palast in Monaco
Posten vor dem Palast in Monaco

Beträchtlich geringer noch ist die bewaffnete Macht des trotz seiner paradiesischen Lage an der ligurischen Küste des Mittelsmehr so übel berufenen Fürstentums Monace. Seinem Flächeninhalt von 21,6 Quadratkilometer (nach den neuesten Messungen sollen es sogar nur 21,5 Quadratkilometer sein) und seiner Einwohnerschaft von 15.000 Seelen entsprechend, leistete sich das Ländchen bis vor etlichen Jahren ein „Heer“ von 130 Mann, bestehend aus einer Ehrengarde, einer Kompanie Infanterie und 44 Gendarmen. Den konstitutionellen Anschauungen des aufgeklärten, durch seine wissenschaftlichen Arbeiten mehr als durch seine Regierungstätigkeit bekannten Fürsten aber erschien auch diese militärische Machtentfaltung noch als zu weitgehend, und heute verfügt Monaco nur noch über eine Gendamerieabteilung von 86 Mann.
Dass der Dienst dieser tapferen Verteidiger des Vaterlandes kein allzu schwerer ist, läßt schon die verngügte Miene unseres vor dem fürstlichen Palaste aufgestellen Wachtpostens erraten.

(Quelle: Bibliothek der Unterhaltung des Wissens, Dreizehner Band, Jahrgang 1910, Union Deutsche Verlaggesellschaft, Stuttgart – Berlin – Leipzig.)