Hauenstein

Hauenstein – Erzählung aus Aurelias Sagenkreis, Schwarzwaldsagen und -geschichten

Zwischen Waldshut und Laufenburg liegen auf einem steilen Hügel des Schwarzwaldes die letzten Trümmer des ehemals gewaltigen Bergschlosses Hauenstein.

Die Sage meldet, daß dort einst, über die Schwarzwälder zwischen Werrach und Schlücht herrschend, Graf Hans von Habsburg-Laufenberg gesessen. Der war ein milder, gütiger Herr seinen Untertanen und setzte, als er kinderlos starb, das Land selber zu seinem Erben ein, so daß seine Bauern besondere Freiheit geniesen sollten vor allen ihren Nachbarn im Lande. Ungehindert durften sie jagen in den Wäldern und den Fischfang betreiben in den Flüssen. Acht von der Bauernschaft selbst gewählte Männer oder Einungsmeister sprachen Recht und wachten über die Ordung und bildeten des Landes Regierung. Aber im dunkeln Strudel der Zeiten büßten die Landleute manches ihrer Vorrechte ein und kamen zuletzt ganz unter die Herrschaft des Abtes von St. Blasien und unter österreichisches Landeshoheit.

Zu Anfang des achtzehnten Jahrhunderts lebte im Hauensteiner Ländlein ein alter Salpetersieder, Fridolin Albiez. Der war von der sagenhaften Freiheit seiner Vorderen so begeistert, daß er beschloß, mit der Herrschaft um die entrissenen Rechte zu kämpfen. So verbreitete er auf dem ganzen Wald die größtenteils erfundene Geschichte vom großen Revers oder Freiheitsbrief des Grafen Hans und machte die Bauern lüstern nach dem verlorenen Paradiese der Unabhängigkeit.

„Die Hauensteiner waren niemand Untertan, und kein Mensch hatte Herrenrechte im Ländlein, als der Bauer selber,“ sagte er. Österreich maßt sich die Landeshoheit unrechter Weise an, und Sankt Blasiens Äbte kauften ihre Rechte von verräterischen Einigungsmeistern.“ Und die Bauern glaubten dem Salpterhans, den er war ein belesener Mann von frommer Art, welcher fleißig zur Kirche ging und ins Totmoos zur heiligen Muttergottes wallfahrte.

Aber die österreichische Regierung fahndete auf den gefährlichen Menschen und ließ ihn zu Freiburg ins Gefängnis setzen. Dort starb er nach wenigen Wochen, und seine Anhänger, die sich nach ihrem Propheten Salpeterer nannten, sagten fälschlich, er sei für die Freiheit seines Landes den Märtyrertod gestorben. Sie tobten immer wilder gegen die Herrschaft und drohten der Waldstadt Waldshut mit Brand und Mord. An ihre Spitze trat ein hochfahrender, reicher Bauer, der Müller am Haselbach und ordnete den bewaffneten Aufstand.

Die Aufrührer wurden aber geschlagen, gaben sich jedoch nicht zufrieden und erhoben sich im Laufe von vierzig Jahren noch sehr oft, quälten und mordeten sogar die Besonneren, die es mit der Regierung hielten und stürzten das Hauensteiner Ländlein in großes Unglück und Armut.